Dresdner & Zwerg-Dresdner: Rasse des Jahres 2025 im BDRG

In 2025 stehen als Rassen des Jahres im BDRG die Dresdner und Zwerg-Dresdner im Fokus. Besonders werbewirksame Präsentationen auf den Bundesschauen aber auch gezielte Vorstellungen in den Fachmedien sind dabei Teile dieser Aktion. Der vorliegende Beitrag widmet sich der Vorstellung der Dresdner beider Größenformate.

Rassehistorie

Die Geschichte der Dresdner Hühner ist eng verbunden mit der Stadt Dresden selbst und insbesondere mit Alfred Zumpe. In den Jahren 1948 bis 1953, als mit dem Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Stadt Dresden begonnen wurde, begann Alfred Zumpe in Dresden-Wilschdorf mit der Herauszüchtung der Rasse. Züchter Zumpe war aus englischer Kriegsgefangenschaft, wo er auf einer Geflügelfarm arbeitete, heimgekehrt. Klare Ziele für die neue Züchtung waren Frohwüchsigkeit, Widerstandsfähigkeit und hohe Legeleistung. Angesichts der schwierigen Nachkriegsumstände sind diese Prämissen mehr als verständlich.

Brauner Althahn und Junghenne aus den Anfangsjahren der Zucht (hier 1955) – damals noch als „Neue Dresdner, rotgold“ bezeichnet (Bild: Deutsche Geflügelzeitung 1955)

Ausgangstiere für die ersten Verpaarungen waren eine Rhodeländer- und eine gelbe Wyandottenhenne, welche mehrjährig noch eine hohe Legeleistung aufwiesen und an einem Hampshire-Hahn aus Leistungszucht angepaart wurden. Durch fortlaufende Selektion schufen die Pioniere ein mittelschweres Zwiehuhn mit Rosenkamm. Ursprünglich sollten es eigentlich gelbe Sachsenhühner werden. Es entstanden jedoch die Dresdner, welche 1955 im braunen Farbenschlag anerkannt wurden. Im Bericht zu Neuzüchtungen heißt es 1955 durch Adalbert Kohlmann zu den Dresdnern: „Zuchtziel: Ein wetterhartes, schnellwachsendes Wirtschaftshuhn. Legeleistung: Mindestens 180 Eier im ersten Jahr, 160 im zweiten Jahr. Die Eier sind kunstbrutfest. Gesamteindruck: Mittelschweres, kräftiges Huhn. Stattliche, gefällige, gestreckte Landhuhnform in knapp mittelhoher Stellung mit viel Temperament.“ Vorerst wurden sie in Anlehnung an den Neuaufbau der Stadt Dresden mit der Rassebezeichnung „Neue Dresdner“ geführt. Augenscheinlich gute Züchterkontakte in die BRD führten auch dort bereits 1958 zur Anerkennung als Dresdener in goldbraun. Mit der Wiedervereinigung galt es, Rasse- (Dresdner vs. Dresdener) und Farbenschlagsbezeichnung (rotgold vs. goldbraun) zu vereinheitlichen, was beiderseits nicht ganz widerstandslos erfolgte. Letztlich wurde sich auf die „Ostvariante“ beim Rassenamen, nämlich Dresdner, und die Westvariante bei der Farbbezeichnung, nämlich goldbraun, verständigt. Letztere Bezeichnung wurde später zur präziseren Abgrenzung zur Hampshirevariante in braun modifiziert.

Als zweiter Farbenschlag der Großrasse folgte die Standardisierung der Weißen in 1961 (DDR) bzw. 1964 (BRD). Später kamen die Farbenschläge schwarz und rost-rebhuhnfarbig, jüngst braun-blaugezeichnet und gesperbert hinzu.

Eine Besonderheit in der Rassehistorie ist, dass die Zwergvariante vom Sohn des Herauszüchters der Großrasse geschaffen wurde. So schuf Siegmar Zumpe, noch heute SV-Mitglied und bis vor kurzem aktiver erfolgreicher Züchter, die Zwerg-Dresdner. Dabei besitzt die Zwergrasse im ursprünglichen Werdegang einen unmittelbaren genetischen Anschluss an die Großrasse, da diese neben Antwerpener Bartzwergen und Zwerg-Wyandotten, Verwendung fanden. Der Erfolg der züchterischen Bemühungen von Siegmar Zumpe ab 1951 unterstreicht die vergleichsweise rasche Anerkennung in 1958. In der BRD erfolgte diese neun Jahre später. Es folgten die Farbenschläge schwarz, weiß, rost-rebhuhnfarbig, gesperbert und braun-blaugezeichnet.

Leistungsvermögen und -prüfungen

Zu den charakteristischen Merkmalen gehört bei weitem nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern insbesondere auch Kriterien der Leistung, Vitalität und des Verhaltens. Es waren ja gerade die Leistungseigenschaften, die die ursprünglichen Züchtungsideale darstellten, nicht spezielle Details der Farbe oder der Form. Damit ist klar, dass die Rassegeflügelzüchter auch nur ihren Auftrag zum Erhalt der genetischen Diversität gerecht werden, wenn neben Schönheitsmerkmalen auch die Leistung beachtet wird.

Gerade für Rassevater Zumpe, der die Leistung als ein Leitmotiv der Erzüchtung sah und von der Eizahl seines Bestandes überzeugt war, forcierte er die Beschickung von offiziellen Hühnerleistungsprüfungen. Nicht zuletzt war ihm sicher auch bewusst, dass positive Ergebnisse auch der Verbreitung der Rasse nachhaltig positive Impulse verleihen. Rückblickend hatte er damit auch Recht.

Dresdner und deren Zwerge waren vergleichsweise oft in der Hühnerleistungsprüfung der DDR, überwiegend durchgeführt am Institut für Geflügelforschung in Halle-Cröllwitz bzw. Merbitz. Die Ergebnisse der einzelnen Prüfdurchgänge in den ersten zehn Jahren nach der Anerkennung ergaben Legeleistungen je Henne und Prüfjahr von 159 Eiern zu je 58 g (Prüfdurchgang 1955/56), 211 Eier zu je 64 g (1957/58), 170 Eier zu je 63 g (1959/60), 216 Eier zu je 58 g (1961/62) und 139 Eier zu je 61 g (1965/66). Zwerg-Dresdner legten 173 Eier zu je 41 g (1963/64) und 117 Eier zu je 42 g (1977/78). Im Vergleich zu anderen Rassen hatten die Dresdner zumeist gute bis hervorragende Leistungen, was auch zur Aufnahme der Rasse in das Eliteleistungsbuch der Prüfanstalt resultierte. Die einzelnen Negativausreißer in den Prüfergebnissen feuerten dann auch wieder Diskussionen, z.B. um die Zulässigkeit der Brütigkeit von Zuchthennen an. In der Zuchthistorie entschied sich die überwiegende Mehrheit der Züchter gegen den Zuchteinsatz von gluckig werdenden Hennen, was der Leistung zuträglich ist.

Die jüngste Leistungsprüfung absolvierten die Dresdner und Zwerg-Dresdner 2022-2024 an der Hochschule Dresden. Hier ein Teil der Prüfgruppe der großen Dresdner im Auslauf. (Bild: Schreiter)

Auch jüngst absolvierten beide Rassen einen Leistungstest an der Hochschule Dresden mit Bruteierziehung aus 20 deutschen Zuchten. Im Ergebnis zeigte sich – nicht unerwartet – eine deutliche Variation in der Leistung zwischen den Zuchten. Dabei legten die Hennen der leistungsstärksten Dresdnerzucht 154 Eier; bei den Zwerg-Dresdner sogar 186 Eier im Legejahr. Die durchschnittliche Dresdner-Henne legte 143,1 Eier mit einem mittleren Gewicht von 55 g; die Zwerg-Dresdner-Henne 157 Eier zu je 43 g. Das solide Leistungsvermögen der Rasse wurde damit unterstrichen und zugleich Potential zur Leistungssteigerung aufgezeigt. Im Vergleich zu der Kontrollgruppe mit Hochleistungs-Legehybriden zeigten die Dresdner und Zwerg-Dresdner in dieser Studie auch Vorteile in Form von höheren Anteilen am geschmacksintensiven Dotter im Ei, weniger Gefiederschäden und Brustbeinveränderungen.

Im BDRG-Zuchtbuch wurden für das Jahr 2022 die Leistungen von drei Dresdner-Zuchten dokumentiert, für deren Hennen durchschnittlich eine Legeleistung von 141 Eiern/Jahr ausgewiesen wird. Zwei Zwerg-Dresdner-Zuchten weisen eine Eizahl von 161 Eiern aus. Der Rassegeflügelstandard gibt Zielwerte für die Legeleistung von je 180 Eiern mit 55 g bei den Dresdnern und 40 g bei den Zwerg-Dresdnern an. Aufgrund ihrer Legeleistung sind Hennen beider Rassen auch bei Hobbyhaltern ohne Zuchtambitionen beliebt.

Auch wegen des nachweislichen Leistungscharakters werden seit 2024 braune Dresdner auf der offiziellen Liste einheimischer und bodenständiger Geflügelrassen in Deutschland geführt.

Leistungsmerkmale, wie Befruchtung, Legeleistung, Eigewicht oder Vitalität, sind unbedingt auch bei der Selektion einzubeziehen. Für die Legeleistung idealerweise auf Grundlage von Einzeltierleistungen (Fallnest), zumindest aber auf Stammebene und mittels indirekter Hilfsmerkmale, die für Leistungsstärke sprechen. Als solche gelten ausgeprägte Kämme bzw. Kehllappen, kurzes Gesichtsdreieck (nicht spitz) und voller, elastischer Legebauch mit breitem Abstand zwischen Brustbeinende und Beckenknochen sowie zwischen den Schambeinen. Auch der Preisrichter ist hier gefragt: Merkmale der Leistungsstärke sind zu honorieren und bei Abweichungen, wie etwas weniger Schenkelfreiheit durch sehr ausgeprägten Legebauch oder nachlassende Farbintensität der gelben Läufe bei offensichtlich legenden Hennen, ist die nötige Milde anzuwenden.

Bestände und Zuchten

Dresdner und Zwerg-Dresdner sind in den meisten Verbänden des Europaverbandes anerkannt, werden dort aber nur sporadisch gezüchtet. Schließlich liegt für jedes Land ein spezieller Fokus auf die jeweils heimischen und bodenständigen Rassen, für deren Erhalt und positive Entwicklung sie auch besondere Verantwortung besitzen. Diesem Credo folgend, ist der BDRG den Dresdner und Zwerg-Dresdnern besonders verpflichtet.

Eine Übersicht der Bestände für das Jahr 2023 im BDRG nach Zuchttierbestandserfassung gibt die beigefügte Tabelle. 276 Zuchten der Großrasse reproduzierten mit ca. 500 Hähnen und 2.300 Hennen; 384 Zuchten der Zwerge mit ca. 670 Hähnen und 3.050 Hennen. Trotz, dass mittlerweile sechs Farbenschläge standardisiert sind, liegt quantitativ der absolute Schwerpunkt bei der braunen Ursprungsvariante. Durchschnittlich widmen sich dieser mehr als acht von zehn Dresdner-Zuchten und sechs von zehn Zwerg-Dresdner-Zuchten. Der schwarze Farbenschlag ist der zweithäufigste mit 14 bzw. beachtlichen 72 Zuchten. Die schmalste Züchterdecke besitzt mit den gesperberten Dresdnern und braun-blaugezeichneten Zwergen die jeweils zuletzt anerkannte Variante.

Tab.: Zuchten und Zuchttiere der Dresdner und Zwerg-Dresdner im BDRG 2023 (nach BDRG-Zuchttierbestandserfassung, 2023)

Dresdner und Zwerg-Dresdner sind zweifelsfrei sächsische Lokalrassen, aber keine sog. Kirchturmrassen, wie eine Bachelorarbeit zur Analyse der Zuchttierbestände im BDRG an der Hochschule Dresden zeigte. Rassen, die sich nicht oder kaum über die Region ihrer Erzüchtung oder ihr ursprüngliches Zuchtgebiet hinaus verbreiten konnten, werden landläufig als „Kirchturmrassen“ bezeichnet. Ein Beispiel dafür sind Sachsenhühner, wo sich zwei Drittel der BDRG-Zuchten im Heimat-Landesverband Sachsen befinden. Bei Dresdnern bzw. Zwerg-Dresdnern liegt dieser Anteil lediglich bei 27 bzw. 21 %. Die regionale Verteilung der Tierbestände ist als vorteilhaft zu werten, bzgl. breitflächiger Präsentation der Tiere und geringerem Risiko einer großflächigen genetischen Erosion bei lokalen Seuchenausbrüchen. Zweitstärkster Landesverband bei der Zuchtenanzahl nach Sachsen bei beiden Größenformaten mit deutlichem Abstand zu den daraufhin folgenden Landesverbänden ist Thüringen. Dann folgen die Regionen Bayern und Baden-Württemberg. Auf den Sonder- und Hauptsonderschauen ist zweifelsfrei ein Schwerpunkt aktiver und erfolgreicher Züchter aus Niedersachsen und Hessen vorhanden.

Wichtiger Wegbereiter in der fachlichen Betreuung und der Förderung des Austausches der Züchter beider Formate ist der Sonderverein der Züchter der Dresdner und Zwerg-Dresdner. Mit großem Engagement und seiner ausgleichenden Art führte Rainer Hartmann 24 Jahre lang erfolgreich die Geschicke des Sondervereins. In 2024 wurde der Staffelstab an Ralf Hirsekorn übergegeben, der nunmehr den aktiven Sonderverein mit ca. 170 Mitglieder führt.

Geräumige Form

Zuchthistorisch waren Schwerpunkte der Form schon immer besonders auch jene, die neben Rosenkamm und Farbe bzw. Zeichnung bei den Braunen die Abgrenzung zu den New Hampshire ergeben. Entscheidende Formkriterien, die bei der Selektion und Bewertung im Vordergrund stehen, werden in der beigefügten Abbildung dargestellt.

Schwerpunkte bei Selektion und Bewertung im Körperbau der Dresdner und Zwerg-Dresdner (Grafik: Schreiter, Bild zur Grafik: Schellschmidt)

Grundlage für den richtigen Körperbau dieses mittelschweren Zwiehuhns ist der mittellange und dabei tiefe, breite Rumpf. Die Breite des Rumpfes muss auch noch im Sattelbereich erkennbar sein, denn verjüngende Körper in der Draufsicht sind nicht gefragt. Ständiger züchterischer Aufmerksamkeit bedarf die Rumpflänge, um kurze Körper zu verbannen. Bei der Zuchtauswahl sind in dieser Beziehung keine Konzessionen zu machen, denn ohne die notwendige Rumpflänge sind weder der leicht gestreckte Gesamteindruck, noch die rasseeigene Rückenlinie zu verwirklichen.

Die Rückenlinie darf nach dem Halsbehang nicht gleich zu stark ansteigen, sondern vorerst nur einen leichten Anstieg zeigen. Dadurch wird der leicht gestreckte Körperbau optisch bekräftigt. Im Vergleich zu den New Hampshire wirkt der Dresdner-Rücken etwas gestreckter, steigt dabei etwas flacher an und ist keinesfalls leicht hohlrund ausgebogen a la Hampshire. Beim Dresdner steigt im Seitenprofil die Oberlinie erst zum Schwanz hin etwas mehr an und geht fließend in den mittelhohen Schwanz über. Die Schwanzhaltung ergibt oft keinen 100%ig nahtlosen Übergang vom Sattel, darf aber keinesfalls eckig wirken, denn das wäre untypisch. Fehlerpotential liegt im Bereich der Oberlinie in zu wenig gestreckten Rückenpartien und hohlrunder Rückenausformung, die immer fehlerhaft sind. Mahnende Worte erfahren beim Preisrichter natürlich auch zu flach verlaufende Rücken-/Schwanzpartien.

Rassig zeigt sich der Schwanz, wenn er recht breit angesetzt ist und dann in annähernd gleicher breiter weiter verläuft. Spitze Schwanzpartien bedeuten ebenso wie starke Fächerschwänze eine erhebliche Wertminderung. Eine ideale Schwanzpartie des Dresdners ist immer etwas weniger breit als die der New Hampshire. Zu beachten ist, dass nur ein mittellanger Schwanz gefordert ist und Übertreibungen in der Schwanzlänge nicht ins gewollte Bild passen. Eine breite, die Steuerfedern gut eindeckende Besichelung erscheint beim Hahn sehr wertvoll – sehr lange, abstehende Hauptsicheln dagegen nicht.

Die Unterlinie ist geprägt von der breiten und vollen Brust, so wie sie imgrunde für viele Zwiehühner typisch ist. In größeren Kollektionen stehen Unterschiede in der Brustfülle und somit Wünsche zu selbiger an der Tagesordnung. Richtig flache Brustpartien ergeben die verpönten, mitunter bei Hähnen anzutreffenden Dreieckstypen. Ein voller, weicher Legebauch ist für eine Leistungsrasse eine Pflichtforderung. Kräftige Schenkel sind den Dresdnern allgemein eigen und sollten auch etwas sichtbar sein. Hilfreich hierfür ist eine stabile, feste Feder. Ist keinerlei Schenkelsichtbarkeit gegeben, drückt dies natürlich die Punktzahl. Geschicktes Putzen von flaumigen Federn im Schenkelbezirk kann kleinere Defizite in der Schenkelsichtbarkeit erheblich kaschieren. Unmissverständlich muss an dieser Stelle aber auch erwähnt werden, dass ein typischer Dresdner seine Schenkel nur leicht zeigen darf. Sind sehr lange Schenkeln sichtbar, ist dies nicht das Rasseziel und wird bei der Bewertung gerügt. Zum Gesamtpaket der Dresdner passt der knapp mittelhohe Stand sehr gut. Imgrunde nur bei Hähnen fällt gelegentlich die waagerecht gewollte Haltung der nicht zu langen Flügel in Misskredit.

Gelbe Läufe sind generell gut gefestigt. Blasse Läufe oder farblich deutlich dunkel angelaufene Läufe sind ungewollt. Eine leicht nachlassende Lauffarbe bei offensichtlich legenden Hennen steht der weitsichtige Preisrichter mit Toleranz gegenüber. Die Läufe erscheinen weder grob- noch feinknochig.

Gab es vor Jahren bei der Großrasse noch wenige zu filigrane und kleine Tiere, ist dieses Manko imgrunde aus dem Weg geschafft. Heute hingegen sind vereinzelte Vertreter beider Formate schon am oberen Limit des Größenrahmens. Entsprechende Tiere können für die Zucht unter Umständen wertvoll sein, dürfen aber nicht an die Notenspitze gelangen. Dresdner sind keine Hühner im Kaliber Australorps o.ä. Der Standard gibt derzeit Zielgewichte von 2,75 bis 3 kg (Hahn) bzw. 2 bis 2,25 kg (Henne) für die Großrasse und 1,2 kg bzw. 1,0 kg für die Zwerge an.

Kopfpunkte nicht zu zart

Der volle Rosenkamm der Rasse fällt derber aus als man es von Wyandotten oder Rheinländern kennt. Bestrebungen hin zur zarten Kammform der Wyandotten stehen nicht im Einklang mit der Erzüchtungsidee. Wir sehen bei vielen Tieren den breiten Rosenkamm mit typischer Verjüngung und ausreichender Dornlänge. Die Fülle in der Kammfront ist hingegen noch ein Zuchtziel, was es in den nächsten Jahren teils noch zu verbessern gilt. Treffend werden die Dresdnerkämme als „derb“ bezeichnet. Derb im Sinne von vollfleischig, aber nicht im Sinne von muldig oder wulstig. Der Dorn muss der Nackenlinie folgen. Sehr kurze Kammdörne, Schwertdörne, Auswüchse, starke Mulden oder Rillen im Kammkörper sowie viel zu flache Kämme sind Selektionsmerkmale.

Ein derber Rosenkamm ist typisch. Dazu ist ein voll gefüllter, breit angesetzter Kammkörper notwendig. (Bild: Schreiter)

Kehllappen unterliegen den üblichen Kriterien nach Rundung, Faltenarmut und stabilen Gewebe. Arg längliche Kehllappen, so wie sie bei Mittelmeerrassen üblich sind, fallen aus dem gewollten Raster. Angeschobene Kehllappen treten gelegentlich auf und es gilt, diese zu eliminieren. Lebhaftigkeit strahlt das rote Gesicht aus. Rot werden auch die Ohrlappen verlangt. Ohne Abstriche trifft dies auf Hähne zu. Emaille wird in beiden Geschlechtern gestraft. Mit Milde steht man leichter Blässe bei offensichtlich gut legenden Hennen gegenüber. Die Augen erscheinen orangerot bis rot.

Bei der künftigen Zuchtarbeit gilt es zu beachten, dass im Gesicht spitz wirkende Tiere (sog. Krähengesichter) aus der Zucht zu selektieren sind, denn dieses Merkmal passt zu keinem Leistungshuhn. Ein langer, wenig gewölbter Schädel und Schnabel in Verbindung mit wenig ausgeprägten und sehr weit hinten angesetzten Kehllappen bringen den spitzen Gesichtsausdruck.

Farbenschläge im Überblick

In beiden Formaten sind nunmehr jeweils sechs Farbenschläge anerkannt. Dabei sind die Braunen unangefochten der Hauptfarbenschlag, der auch in einer Breite an Zuchten auf qualitativ hohem Niveau gezüchtet wird. Dementsprechend sind auch figürlich strikte Ansprüche zu stellen.

Braune Dresdner (oben) und Zwerg-Dresdner (unten) repräsentieren den Ur- und Hauptfarbenschlag. Es ist eine gleichmäßige Hauptfarbe im mittleren Braunton gefordert. Die Halszeichnung muss auch beim Hahn von außen sichtbar sein, bei der Henne die unteren zwei Drittel des Halses erfassen. (Bilder: Holger Schellschmidt)

Ein mittleres Braun bildet den richtigen Farbton als Hauptfarbe im Hennenmantel und der Hahnenbrust, was somit dunkler erscheinen sollte als das Goldbraun der Hampshire. Zugleich ist ein Farbdreiklang a la Hampshire beim Hahn ungewollt, die Hennen sind zu zwei Drittel im Hals mit Schaftstrichen gezeichnet statt nur im unteren Drittel wie bei Hampshire. Die Schwanzeindeckung der Henne sollte einen möglichst hohen Schwarzanteil besitzen. Bei der Henne missfallen eine scheckige, zu helle oder rote Grundfarbe, zu wenig oder ungleichmäßige Halszeichnung, rußige Deckenfarbe und kaum Schwarzanteil im Schwanz; beim Hahn stark aufgehellte untere Hälse, Sattelzeichnung und von außen nicht sichtbare Halszeichnung.

Braun-Blaugezeichnete sind ein junger Farbenschlag, der jedoch bereits in teils sehr guter Qualität vorhanden ist, was natürlich mit dem routinierten Einsatz hochwertiger Brauner in der Zuchtpraxis zu begründen ist. Als spalterbiger Farbenschlag ergeben sich bei Reinzucht zusätzlich Braune und Braun-splashgezeichnete (braun mit „weißer“ Zeichnung). Alle beim braunen Farbenschlag schwarz erscheinenden Anteile müssen blau vorliegen. Ob etwas dunkler im Blau oder heller ist nicht entscheidend, rein schwarze Federn oder Grünglanz im Abschluss sind ungewollt. Schilfige Aufhellungen im Hahnenschwanz treten noch regelmäßig auf und sind grob fehlerhaft. Das Entgegenwirken der bei Blauvarianten bekannten Aufhellung des Gold-/Brauntons ist eine fortlaufende Züchteraufgabe.

  

Braun-blaugezeichnete können als junger und spalterbiger Farbenschlag schon mit sehr formtypischen Tieren überzeugen, was auch durch die routinierte Kombinierbarkeit mit dem braunen Hauptfarbenschlag zu begründen ist. Alle Schwarzanteile der Braunen erscheinen gleichmäßig blau. (Bilder: Holger Schellschmidt)

Schwarze sind als Zwergform gut verbreitet und begeistern regelmäßig mit besten Formtieren. In beiden Formaten wird ein intensives Schwarz mit durchgehendem Grünglanz verlangt. Starke violette Streifen, Glanzarmut oder gräuliche Schwingenfarbe sind fehlerhaft. Analog zu anderen schwarzen Hühnern mit gelben Läufen ist das Untergefieder der Hähne weißlich. Für eine möglichst rein gelbe Lauffarbe der Nachzuchthennen ist dies bedeutungsvoll. Jedoch darf das helle Untergefieder nicht so weit auf die feste Federfahne übergreifen, dass es von außen sichtbar ist. Nicht durch das umliegende Federn verdecktes Sichelweiß ist ein Fehler. Etwas dunkler Anflug an den Zehen der Hennen wird weitestgehend toleriert, nicht aber stark dunkle Einlagerungen über die gesamten Läufe.

Sowohl bei der Groß- (oben) als auch der Zwergrasse (unten) haben die Schwarzen die zweitmeisten Zuchten im BDRG. Insbesondere bei den Zwergen ist ein hoher Zuchtstand erreicht. Ein sattes schwarz mit intensivem Grünglanz ohne violette Streifen sowie ohne äußerlich sichtbares Weiß sind Pflicht. Weiße profitieren von einer stabilen und breiten Feder in ihrem Erscheinungsbild besonders stark und sollen rein weiß erscheinen. (Bilder: Holger Schellschmidt)

Rein weiß, so die Standardforderung zum gleichnamigen Farbenschlag, der bei den Zwergen verbreiteter ist als bei der Großrasse. Dies macht sich auch im Zuchtstand bemerkbar, wobei die Spitzentiere der Dresdner auf den Sonderschauen auch regelmäßig durch Hochrassigkeit zu begeistern wissen. Ein deutlicher Grauschleier oder gelber Anflug ist fehlerhaft, wobei besonders bei den Zwergen hier strikt zu handeln ist. Eine rein weiße Farbe ist jedoch absolut die Regel.

Gesperberte sind bei der Großrasse erst seit 2020 anerkannt und dort auch heute qualitativ noch in vielen Punkten des Körperbaus und der Farbe bzw. Zeichnung verbesserungswürdig. Es gelten die allgemeinen Anforderungen an gesperberte Hühner. Diese werden von Zwerghennen mit typischer Form und vollen Kopfpunkten auch regelmäßig erfüllt. Bei den Zwergen ist das obere Qualitätsdrittel der Hähne indes frei von deutlichem gelblichem oder bräunlichem Anflug im Schmuckgefieder.

  

Gesperberte sind bei der Großrasse der zuletzt anerkannte Farbenschlag und erst seit 2020 standardisiert. Eine durchgehende Sperberung ohne bräunliche Einlagerungen ist v.a. bei den Hähnen noch kein Allgemeingut.  (Bilder: Holger Schellschmidt)

In den Farb- und Zeichnungsmerkmalen sind die Welsumer das Vorbild der Rost-rebhuhnfarbigen. Zugleich ist das Verdrängen eines langen geraden Rückens und Schwanzwinkels als Welsumerattribute in der Form wichtigste Herausforderung. Die Spitzentiere verkörpern die Dresdnerform bereits sehr typisch. (Bilder: Holger Schellschmidt)

Das klare Ziel in Farbe und Zeichnung der Rost-Rebhuhnfarbigen sind die Welsumer. Zugleich ist es die größte Herausforderung dieses Farbenschlages, in der Form die typischen Dresdnerattribute zu realisieren und keinen Welsumertyp. Deshalb sind lange gerade Rückenlinien mit Schwanzwinkel auch grob fehlerhaft und entsprechende Tiere gehören nicht in den Zuchtstamm. In der rostbraunen Hauptfarbe, gleichmäßigen, möglichst feinen Pfefferung und goldenen Nervzeichnung sowie dreigeteilten Hahnenbrustzeichnung können noch keine Welsumermaßstäbe angelegt werden, aber alle Grundforderungen müssen für eine Bewertung mit 93 oder mehr Punkten erfüllt sein.

Haltungspraxis

An die Haltung stellen Dresdner und Zwerg-Dresdner die für Hühner allgemeingültigen Anforderungen an Stalleinrichtung, Platzangebot und Bestandesführung. Weiträumige grasbewachsene Ausläufe werden von den Tieren intensiv genutzt, sind aber keine zwingende Voraussetzung.

Küken und Junghennen brauner Zwerg-Dresdner (Bilder: Schreiter)

Zur Sicherstellung einer stabilen Tiergesundheit sollten die Küken gegen die Mareksche Krankheit und möglichst auch gegen Kokzidiose geimpft werden. Die allgemein geläufige, getrennte Aufzucht der Geschlechter kommt der Entwicklung beider Geschlechter zugute. Die Küken zeigen eine fließende Entwicklung, befiedern sich zügig und neigen nicht auffällig zu Federpicken. In den Junghahnenherden herrscht zumeist eine stabilere Rangordnung, wenn ein ranghoher Althahn integriert ist und genügend Ausweichzonen (Sträucher, A-Reuter) im Auslauf bereit stehen. In der Aufzuchtfütterung haben sich handelsübliche Kükenfutter bis zur 10. Lebenswoche bewährt. Daraufhin werden v.a. die Hennen etwas weniger nährstoffreich gefüttert, z.B. mit Junghennenfutter oder mit durch Getreide verschnittenem Kükenfutter. Zur Förderung der gelben Lauffarbe sind speziell in der zweiten Aufzuchthälfte besonders carotinreiche Komponenten (z.B. Luzernemehl, Paprikapulver, Studentenblumen, Carotinextrakt) behilflich. Vor den Schauen kann dann anteilig auch Legefutter gefüttert werden.

Bei der Auswahl der Zuchttiere müssen neben den Exterieurmerkmalen unbedingt auch die Vitalität- und Leistungsmerkmale mit Beachtung finden. Dies wurde im Beitrag bereits dargestellt. Zuchtstämme mit drei bis vier Hennen sind die Regel, wobei auch bis zu zehn Hennen meist kein Problem für die Befruchtungsrate darstellen. Die Abstammungskontrolle ist dann aber stärker eingeschränkt und der Inzuchtzuwachs begünstigt.

Zwar benötigen die Hennen weniger lang bis zur Gefiederreife als die Hähne, jedoch zeigen sie ihre typische volle Form mit ausgeprägten Legebauch in optimaler Weise erst nach zwei bis vier Wochen Legetätigkeit. Somit ist das Alter mit optimaler Schaukondition – geschlechterspezifische Fütterung vorausgesetzt – ziemlich deckungsgleich. Mit Unterschieden zwischen den Farbenschlägen ist dabei für Zwerg-Dresdner ein Alter von ca. 6 - 7,5 Monaten anzusehen; für Dresdner 7-8,5 Monate.

Dr. Ruben Schreiter