Zur Bundesversammlung im Mai 2025 wurde beschlossen, die zum WGH eingegangenen Anträge in einer Arbeitsgruppe auf ihre Realisierbarkeit zu prüfen und Maßnahmen für die Umsetzung festzulegen. Zur Arbeitsgruppe gehören der Leiter der Gruppe Christopher Oelkrug, Dr. Michael Götz, Alfred Karl Walter als drei Vertreter der Stiftung, Dr. Uwe Bamberger als Vorsitzender des Tier- und Artenschutzbeirates im BDRG, Thomas Müller als Vertreter des VZV und Ute Hudler als Vertreterin des BDRG. Ein erstes Arbeitsgespräch fand am 27.05.2025 statt. In dieser Sitzung wurden die verschiedenen Anträge an die Bundesversammlung besprochen und konkretisiert. Das Team am WGH befindet sich immer noch in der Renovierung. Dies ist eine Mammutaufgabe und wird noch Zeit beanspruchen. Die Kosten für diese umfangreichen Maßnahmen werden die im Haushalt veranschlagten Mittel übersteigen. Neben der Renovierung der Stallanlagen werden auch die Ausläufe wieder komplett begrünt. Das Gelände hat mit dem Überbesatz an Hybriden im letzten Jahr erheblich gelitten. Da die Versorgung der Tiere geändert wurde, die Futtergabe erfolgt nur noch im Stall, hat sich auch die Problematik Schadnager relativiert. Für die Schadnager liegt nachts kein Futter mehr frei im Gelände.
In der Arbeitsgruppe wurde ein erster Konsens gefunden: Der WGH bleibt eine Einrichtung des BDRG, welche sich gleichbedeutend der wissenschaftlichen Arbeit am Geflügel widmet und der Außendarstellung des BDRG mit seinen Untergliederungen. Auch der Kunst im Bereich der Rassegeflügelzucht sollte Raum gegeben werden, zum Beispiel durch befristete Aktionen oder Kunstobjekte im Außenbereich der Anlage. Wissenschaftliche Arbeit soll weiterhin beim WGH betrieben werden. Hier kann einerseits auf bestehende Erfahrungen zurückgegriffen werden. Es stellt sich aber insbesondere für den VZV auch aus Kostengründen die Frage, ob unbedingt eine wissenschaftliche Leitung hauptamtlich beschäftigt werden muss. Es soll geprüft werden, ob für wissenschaftliche Vorhaben nicht Teile der Einrichtung gegen Entgelt zur Verfügung gestellt werden. Alternativ wäre denkbar eine wissenschaftliche Leitung nur in Teilzeit zu beschäftigen. Die Kompetenzen und Zuständigkeiten der Betriebsleitung und der wissenschaftlichen Leitung müssen in jedem Fall durch den BDRG klar definiert werden, so dass die wissenschaftliche Arbeit nicht behindert wird. Die wissenschaftlichen Arbeiten müssen nicht zwingend Forschungen am Tier sein, so dass auch Nachhaltigkeitsforschung erfolgen kann.

Auf Grundlage der Kontakte des Präsidiums zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg konnte in Abstimmung mit der Arbeitsgruppe die Teilnahme an einem Projektaufruf umgesetzt werden. Thema ist die Etablierung kontrollierter In Situ- und Ex Situ-Erhaltungszuchten alter Geflügelrassen als Beitrag zur tiergenetischen Ressourcensicherung und Agrobiodiversität („PDiv“). Die Projektskizze und der Kostenrahmen sind fertig gestellt und beim Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) eingereicht. Geplant ist das Projekt ab 2027. Wir benötigen am WGH aber auch noch diese Zeit bis zum Projektstart, um die Einrichtung fertig zu stellen. Schwerpunkte des Projektes sind der Aufbau von Erhaltungszuchten, die Durchführung von Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung, die Umsetzung eines zweistufiges Selektionsverfahren nach Exterieur (Notenvergabe) und Leistung (Zuchtwert), Ermittlung des Zuchtfortschrittes in nächster Generation, Vernetzung von Erhaltungszuchtverbänden (BDRG/IEG) untereinander sowie mit Forschungseinrichtungen (MLU) und insbesondere der Wissenstransfer auf Verbandsveranstaltungen. In einem ersten Teil des Projektes stehen im Fokus alte Rassen von Groß- und Wassergeflügel, Puten, Enten- und Gänserassen. In der Überlegung sind die Rassen Krummschnabelente, Deutsche Legegänse und Deutsche Pute weiß. Im zweiten Teil richtet sich der Fokus auf Hühnerrassen: z. B. Bergische Schlotterkämme, Sachsenhühner gesperbert und Vorwerkhühner. Mit der Umsetzung dieses Projektes nehmen wir die wissenschaftliche Arbeit am WGH – Wissenschaftlichen Geflügelhof wieder auf. Bereits im April 2025 fand ein Gespräch mit den politischen Vertretern des Landkreises Rhein-Kreis-Neuss, der Projektleitung der Universität Bonn und Vertretern des Präsidiums des BDRG am WGH statt. Schwerpunkt dieses Gespräches war ebenfalls die Wiederaufnahme der wissenschaftlichen Arbeit am WGH. Über den Kontakt zur Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, dem Institut für Tierwissenschaften Nutztierethologie soll wieder Aktivität in die Forschung am Wissenschaftlichen Geflügelhof kommen, konkret geht es darum, den WGH in die Lehre an der Uni Bonn einzubinden. Im anstehenden Wintersemester wird das Modul "Spezielle Aspekte der Geflügelwissenschaften" gelehrt und da sollen Exkursionen zum Wissenschaftlichen Geflügelhof die Lehre ergänzen. Konkret geht es um eine kurze Vorstellung des wissenschaftlichen Geflügelhofs generell (Organisation, etc.) und Berichte über abgeschlossene Projekte sowie die Vorstellung der am Hof vorhandenen Rassen. Im Austausch mit den Studierenden geht es darum, durch konkrete Fragestellungen, die wir in der Rassegeflügelzucht zeitnah beantworten müssen, die Studierenden zu begeistern. Es sind Masterstudent*innen im Master Tierwissenschaften, die wir begeistern können hier potentielle Kandidaten für eine Masterarbeit zu unseren relevanten Themen zu werden.
Außerdem agiert seit Schuljahresbeginn im August der WGH als außerschulischer Lernort im Rhein-Kreis Neuss. Dazu wurden Konzepte für die Angebote an Schulklassen und Kita-Gruppen erarbeitet. Schwerpunkt ist dabei die Beobachtung des Verhaltens von Tieren (Hühner, Tauben, Wassergeflügel) in ihrem natürlichen Umfeld. Dabei sollen Kinder Naturphänomene und Erscheinungen der belebten Natur mit allen Sinnen wahrnehmen und Achtung und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Lebewesen entwickeln. Wir konnten in den vergangenen Monaten einiges auf den Weg bringen und wir haben noch viel vor.
Bericht und Fotos Ute Hudler
Präsidentin BDRG e. V.



