Rasse des Jahres: Thüringer Weißlätze
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Die Tatsache, dass der Thüringer Weißlatz zur Rasse des Jahres 2013 im BDRG auserkoren wurde, erfüllt den Sonderverein der Züchter der Thüringer Farbentauben mit Stolz. Gerne ergreifen wir die Initiative, um diese einzigartige Taubenerscheinung innerhalb der vielfältigen Palette der Farbentauben genauer vorzustellen und den Züchtern näher zu bringen Die Zeichnungsart und das einmalige Farbspiel zeichnen den Weißlatz als Perle unter den Farbentauben aus.
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Thüringer Weißlatz, blaugehämmert |
Herkunft und Entwicklungsgeschichte
Bei Gustav Prütz in „Das Ganze der Taubenzucht“ von Gottlieb Neumeister, 3. Auflage, Weimar 1876 wird unter der Brusttaube (Brüster) vermerkt, dass es auch Brusttauben gibt, bei denen der Kopf, Hals und die Brust weiß sind und das übrige Gefieder farbig, also eine umgekehrte Brustzeichnung. Diese Taube kann der heutige Thüringer Weißlatz gewesen sein. Merkwürdigerweise wird im 10 Jahre später 1886 erschienenen „Mustertaubenbuch“ von Gustav Prütz eine gleichartige Farbentaube nicht erwähnt. Im Schachtzabel von 1925 wird diese Taube als Thüringer Weißbrust bezeichnet, auch der Begriff "umgekehrter Mohrenkopf" wird verwendet. In der noch älteren Literatur von Gesner oder Marcus zum Lamm um 1600 lassen sich allerdings keine Hinweise auf eine ähnlich gezeichnete Farbentaube finden.
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Thüringer Weißlatz, schwarz |
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Durch Vernachlässigung der Rasse entstanden zweierlei Augentypen, dunkel und rot. 1925 war man noch der Meinung, dass das rote Auge weggezüchtet werden müsse. Was in der Zwischenzeit in puncto Augenfarbe beschlossen wurde, erscheint nicht nachvollziehbar. Einer wollte rote Augen, man schwärmte vom „roten Geierauge“, die anderen haben besannen sich auf früher und meinten, das dunkle Auge sei richtig, denn im weißen Federfeld ist die Augenfarbe überwiegend dunkel. An diesem Durcheinander und Machtspiel wäre die Rasse nahezu zerbrochen gescheitert. Als Kompromiss wurde dann schließlich sowohl das dunkle als auch das rote Auge zugelassen. Später wollten dann wiederum einige Züchter die Augenfarbe neu festlegen, alle Lackfarben dunkle Augen und die Pastellfarben (Puderfarben) rote Augen. Es ist nicht dazu gekommen, denn der Bundeszuchtausschuss hat regulierend eingegriffen.Bis zum heutigen Zeitpunkt kommt die Mischfarbe der Augen immer wieder vor, was auf Einkreuzungen zurückzuführen ist.
Nach dem 2. Weltkrieg waren es Demmler, Langenhan und Schlüter, alle Zella-Mehlis, die sich verstärkt um die Weißlatzzucht bemühten, später kamen Schneider und Herbst dazu. Demmler und Langenhan sind Ende der 1950er Jahre in die damalige Bundesrepublik übergesiedelt und sorgten 1962 dafür, dass die belatschten Thüringer Rassen in den SV-West zurückgeholt wurden. Danach hat der Weißlatz im Westen einen mächtigen Aufschwung erlebt. Die Züchterfamilie Schmidt aus Verden hat durch die Vermittlung von Hermann Vogel Weißlätze von Karl Kuhn aus Ilmenau erhalten und damit eine erfolgreiche Zucht aufgebaut. Zur Hauptsonderschau 1973 in Verden wurden 130 Thüringer Weißlätze aufgeboten, eine bis dahin nie erreichte Beschickungszahl. Mit der Einheit Deutschlands hat der Weißlatz nochmals Aufwind bekommen. Zur 90-jährigen SV-Jubiläumsschau 2000 in Plaue/Thüringen wurden 211 Weißlätze von beachtlicher Qualität präsentiert. Im Januar 2011 wurden in Leimbach/Thüringen zur 100-jährigen Jubiläumschau 250 Weißlätze in 11 Farbenschlägen aufgeboten, was auf eine stetig anwachsende Beliebtheit schließen lässt. Auch im benachbarten Ausland, vor allem in Dänemark, werden die Weißlätze heute in beachtlicher Zahl gezüchtet.
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